Auf ein Wort:
„Das Stiftungsgespräch"

Interview

Heute zwischen dem Stiftungsratsvorsitzenden Prof. Dr. Rüdiger Grube und Berthold Brinkmann, dem Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper.

 

Grube: Wie entwickeln sich die Besucherzahlen an der Hamburgischen Staatsoper seit der Corona-Pandemie?

Brinkmann: Diese Frage kann im Einzelnen der Geschäftsführende Direktor der Oper am besten beantworten. Als häufige Besucher der Oper erleben die Mitglieder unseres Kuratoriums, dass bei Neuproduktionen die Besucherzahlen wie vor der Pandemie sind. Bei den Repertoire-Vorstellungen in dieser Spielzeit haben wir den Eindruck, dass die Besucherzahlen langsam ansteigen. Einzelne Inszenierungen, wie z. B. Nabucco sind sehr gut besucht. Das Ballett lockt mehr Besucher als die Oper.

Insgesamt spürt man in allen Vorstellungen eine größere Begeisterung der Menschen für das in der Oper Erlebte.

Grube: Gab es bei Ihnen besondere Maßnahmen, mit denen man die Besucher zurück in die Staatsoper geholt hat?

Brinkmann: Wir haben den Eindruck, dass die Staatsoper sich klug verhält und Rabattschlachten vermeidet, mit denen langjährige Abonnenten verärgert werden könnten. Eine sehr gute Vertriebsmaßnahme war in diesem Zusammenhang das Abo-Zusatzkarten-Angebot für Bestandskunden der Oper, die zusätzliche Karten für 15 € kaufen konnten. Die Abonnenten waren dadurch in der Lage, für wenig Geld Freunde und Bekannte einzuladen. Durch diese Aktion konnten tausende zusätzlicher Karten verkauft werden. Gleichzeitig wurde eine größere Nachhaltigkeit erzielt, indem man viele Menschen an die Oper herangeführt hat, die sonst den Zugang nicht so leicht gefunden hätten.

Grube: Sind Sie zufrieden mit den Spenden oder spüren Sie nach Corona und den vielen gegenwärtigen Herausforderungen wie z. B. der Krieg in der Ukraine, die Energiepreissteigerungen und der Inflationsentwicklung eine Zurückhaltung bei den Spenden?

Brinkmann: Wir sind zufrieden, denn wir haben eine sehr treue Spendergemeinde sowie viele persönliche Bindungen zwischen den Mitgliedern und der Geschäftsführung des Kuratoriums zu den Spenderinnen und Spendern.

Grube: Mit welcher Spendensumme unterstützen Sie jährlich als Förderstiftung die Hamburgische Staatsoper?

Brinkmann: Mit ca. 1 Million Euro jährlich – und das schon seit vielen Jahren. Gleichzeitig haben unsere Förderer durch Zustiftungen für die Opernstiftung ein Kapital von über 10 Mio. geschaffen.

Grube: Vergeben Sie auch einen Preis der Stiftung für den besten Musiker, Tänzer oder Sänger?

Brinkmann: Jährlich vergeben wir den Dr.-Wilhelm-Oberdörffer-Preis an einen jungen Sänger oder eine Sängerin aus dem Ensemble und an einen Nachwuchstänzer oder eine -tänzerin aus dem Ensemble. Der Eduard-Söring-Preis geht an einen jungen Musiker oder eine Musikerin des Orchesters. Die drei Preise sind jeweils mit 8.000 Euro dotiert.

Grube: Wie steht es bei Ihnen mit dem Nachwuchs von jungen Fördermitgliedern? Was machen Sie, um die Jugend für die Staatsoper zu interessieren?

Brinkmann: Die letzte Frage ist für mich am leichtesten zu beantworten: die Opernstiftung fördert seit über 30 Jahren die Opera Piccola und deren Aufführungen für Kinder – und mit Kindern. Die Opera Piccola macht Angebote für Kinder vom jüngsten Alter an; sogar für Babys. Die Vorstellungen sind fast immer ausverkauft und finden auch am Vormittag statt, sodass Schulklassen teilnehmen können. Über die Jahre wurden so immer neue Gruppen von jüngsten und jungen Menschen an die Oper herangeführt. Die Opera Piccola ist unser Dauerbrenner.

Zur ersten Frage: Es ist nicht einfach, Nachwuchs an jungen Fördermitgliedern zu gewinnen. Selbst wenn sie in der Jugend eine gute Musikerziehung erhalten und vielleicht sogar Ballett getanzt haben, so treten doch die Aktivitäten in diesem Bereich gegenüber den Anforderungen des dann kommenden Berufslebens und dem Aufbau einer Familie zurück. Wenn beides gemeistert und die frühe Prägung durch die Musik noch erhalten ist, besteht aus unserer Sicht eine gute Chance, diese jungen Erwachsenen wieder für Oper und Ballett und auch als Förderer zu gewinnen. Gerade in der letzten Zeit haben wir besonders gute Erfolge in der Altersgruppe zwischen 40 und 50. Daraus sollten sich auch künftige Mitglieder des Kuratoriums gewinnen lassen.

Grube: Haben Sie regelmäßigen Kontakt mit Ihren Spendern?

Brinkmann: Oper und Ballett sind keine Kunstformen, die man nur für sich genießt. Sie sind auch für viele Musikliebhaber Anlass, sich in diesem Kontext zu treffen und gemeinsam über die Musik, den Gesang und das Ballett zu sprechen oder dies auch zu feiern. Wir schaffen als Opernstiftung bewusst viele kleinere und größere Anlässe für solche Begegnungen, aus denen sich enge persönliche Beziehungen zwischen unseren Förderern, den Mitgliedern des Kuratoriums und der Geschäftsführung ergeben.

Wir setzen damit die Initiative unserer langjährigen Vorsitzenden Kurt A. Körber, Prof. Hermann Schnabel und Wolf-Jürgen Wünsche fort, die immer den persönlichen Kontakt zu Förderern pflegten. Dies tun wir telefonisch, per Brief oder Mail sowie persönlich. Außerdem organisieren wir für unsere Förderer verschiedenste Veranstaltungen innerhalb und außerhalb der Oper und gemeinsame Reisen zu anderen Opernhäusern.

Grube: Wie sieht Ihre Stiftungs-Governance aus?

Brinkmann: Die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper wurde vor über 60 Jahren als kulturelle Bürgerinitiative gegründet. Die Gründung war Ausdruck der jahrhundertelangen Verbundenheit und Verpflichtung der Hamburger Bürgerinnen und Bürger, die Kunst nach Kräften und entsprechend der Devise von Kurt A. Körber zu fördern: „Kunst ist nicht mit Kleingeld zu haben“.

Das Kuratorium der Stiftung besteht immer aus sechs bis acht Mitgliedern, die im Wesentlichen zur Hamburger Wirtschaft gehören und sich aktiv für die Zwecke der Stiftung einsetzen.

Die große Zahl der Aktivitäten wird durch eine Geschäftsführung koordiniert und vorangetrieben, die sich heute aus Frau Ulrike Schmidt als geschäftsführendes Kuratoriumsmitglied und Frau Elisabeth Brunmayr als Referentin zusammensetzt.

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