Von Elfen und Naturgewalten
Wiederaufnahme
Im Jahr 2018 kam am Semperoper Ballett ein zweiteiliger Ballettabend zur Uraufführung, der thematisch um die Gefühlsfragen des Menschen und um die ihn umgebende Umwelt kreist: „Ein Sommernachtstraum“, bestehend aus Frederick Ashtons Shakespeare-Adaption „The Dream“ (1964) und David Dawsons zeitgenössischer Reflexion über den Kreislauf des Lebens „The Four Seasons“ (2018). Worauf man sich 2023/24 freuen kann:
Eine Wiederaufnahme mit Star-Besetzung
Einen besonderen Höhepunkt der Wiederaufnahme des „verrückten“ Klassikers „The Dream“ am 12. Oktober 2023 stellt die international gefeierte rumänische Ballerina Alina Cojocaru dar, die an der Seite des Dresdner Solisten Václav Lamparter in den ersten beiden Vorstellungen die Partie der Titania übernehmen wird. Cojocaru war als Erste Solistin am Royal Ballet sowie am English National Ballet engagiert und gastierte weltweit bei renommierten Companien. 2012 gastierte der derzeitige künstlerische Leiter des Semperoper Ballett, Marcelo Gomes, in der Rolle des Oberon als Tanzpartner der Weltklasse-Ballerina am Royal Ballet: „Gemeinsam mit dieser Ausnahmekünstlerin eine Aufführung zu tanzen, war ein unvergessliches Erlebnis,“ erinnert sich Gomes. „Ich wünsche mir, dass möglichst viele Tänzer*innen solch einzigartige Erfahrungen sammeln können und fühle mich sehr geehrt, dass Alina Cojocaru mit dem Semperoper Ballett arbeitet.“
Hochkarätige Probenleitungen
Hauptverantwortlich für die Wiederaufnahme dieser Saison zeichnet die international renommierte Choreologin Patricia Tierney, die gemeinsam mit Anthony Dowell – dem ersten Tänzer des Oberon überhaupt – und dem Guest Principal Ballettmeister des Royal Ballet, Christopher Carr, die Dresdner Premiere von „The Dream“ auf die Bühne brachte. Die studierte Tänzerin und Choreografin begann ihre Karriere 1987 als Choreologin beim Hamburg Ballett, wechselte 1992 zum English National Ballet und ein Jahr später zum Birmingham Royal Ballet. Ihre Tätigkeiten umfassen die Verschriftlichung von Bewegungen, das Archivieren von Ballettaufnahmen sowie das Re-Enactment von Tanzstücken. Ende September wird auch die international renommierte italienische Ballerina Alessandra Ferri einen Teil der Endproben begleiten. Sie tanzte als Titania die Premiere von »The Dream« am American Ballet Theatre im Jahr 2002. „Ich selbst habe bereits mehrfach mit dieser herausragenden Ballerina zusammenarbeiten dürfen“, erzählt Marcelo Gomes. „Daher bin ich überzeugt, dass sie gerade auch die Solistinnen des Semperoper Ballett durch ihre langjährige künstlerische und tanztechnische Erfahrung bereichern wird.“
Vincenzo Mola: Stipendiat der Stiftung Semperoper – Förderstiftung 2023/24
Auch Vincenzo Mola, ehemaliges Mitglied des Elevenprogramms der Palucca Hochschule für Tanz Dresden seit der Spielzeit 2022/23 und nun Stipendiat der Stiftung Semperoper – Förderstiftung, wirkt in Ashtons „The Dream“ mit und interpretiert die humoristisch gezeichnete Charakterrolle des Handwerkers Bottom, der durch den neckischen Elfen Puck in einen Esel verzaubert wird:
„Zunächst einmal habe ich mich sehr gefreut, aus dem Elevenprogramm übernommen worden zu sein. Durch das Stipendium erhalte ich die Möglichkeit, in dieser Spielzeit weiter mit den Mitgliedern des Semperoper Ballett auf der Bühne tanzen zu dürfen. Dass ich zusätzlich auch für eine Besetzung des Bottom ausgewählt wurde, ist eine Ehre und gleichzeitig auch eine Herausforderung“, berichtet Mola. „Da sich Patricia Tierney auf Quellen beruft, die zeitlich nahe an die ursprüngliche Version von „The Dream“ heranreichen, lernen wir auch eine ganz andere choreografische Ästhetik und Tanztechnik. Hinzu kommt außerdem das darstellende Spiel. Denn Bottom ist eine komische Partie – und auf den Punkt genau lustig zu sein, setzt auch schauspielerische Sensibilität voraus.“
Durch seine Funktion als Ballettmeister arbeitete Marcelo Gomes bereits in der letzten Spielzeit mit Vincenzo Mola zusammen. Ihn für das Stipendium der Stiftung Semperoper – Förderstiftung vorzuschlagen, war laut Gomes „die ideale Fortsetzung einer kontinuierlichen Entwicklung, die der sehr talentierte Nachwuchstänzer seit seinem Debüt mit dem Semperoper Ballett in David Dawsons „Romeo und Julia“ (2022/23) durchlaufen hat. In dieser Spielzeit hat Vincenzo Mola nun die Chance, seine Fähigkeiten als Tänzer, Künstler und Mensch in dieser klassisch wie auch zeitgenössisch vielseitig aufgestellten Company reifen zu lassen. Daher habe ich entschieden, unter anderem ihn als Bottom zu besetzen. Mit Durchdachtheit, Umsicht und Vorstellungskraft besitzt Vincenzo Mola Qualitäten, die ihn zu einem ausdrucksstarken und versierten Tänzer machen können.“
Ein Wiedersehen mit dem Associate Choreographer des Semperoper Ballett: David Dawson
Basierend auf Max Richters kompositorischer Neubearbeitung von Antonio Vivaldis Violinkonzertreihe „Die vier Jahreszeiten“ aus dem Jahr 2012 und inspiriert von den Gedichten der zeitgenössischen amerikanischen Dichterin Nayyirah Waheed schuf der britische Choreograf David Dawson ein neoklassisches Tanzstück.
Bereits vor der Sommerpause begannen die Wiederaufnahmeproben zu Dawsons Lesart von „The Four Seasons“. 2023/24 wird die Produktion zunächst von Raphaël Coumes-Marquet, selbst ehemaliger Erster Solist und Ballettmeister am Semperoper Ballett, und nun designierter Ballettdirektor an der Oper am Rhein, und Rebecca Gladstone, die ebenfalls viele Jahre lang dem Semperoper Ballett als Tänzerin und Ballettmeisterin angehörte, einstudiert. „The Four Seasons“ war das erste Ballett, das ich nach meiner Ankunft in Dresden gesehen habe,“ erinnert sich Marcelo Gomes. „Diese Produktion hat mich von dem hohen Niveau und dem künstlerischen Facettenreichtum dieser Company überzeugt – denn sie beinhaltet alles andere als ‚klassisches Ballett‘: David Dawsons Choreografie zeichnet sich durch hohen Bewegungsreichtum, Musikalität und extreme Körperpositionen aus. Dass er das Semperoper Ballett bereits seit vielen Jahren als Associate Choreographer begleitet, hat seine Handschrift auch auf die Körper, die Herzen und den Geist dieser Company übertragen und inspiriert auch die Herangehensweise an das gemeinschaftliche Arbeiten. Indem „The Four Seasons“ nun wieder auf dem Spielplan steht, kann das Semperoper Ballett also etwas ‚wieder-beleben‘, dass das Beste der Company zum Vorschein bringt.“
„The Four Seasons“ ist die zwölfte Arbeit des britischen Choreografen David Dawson für das Semperoper Ballett. Inspiriert durch Max Richters Interpretation von „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi (1725), kreierte Dresdens Associate Choreographer ein bildhaftes Ballett für 16 Tänzerinnen und Tänzer über den Lebenskreis des Menschen zwischen den Elementen und Schichten des Lebens und der Natur. In 13 Teilen und im Zeichen von vier geometrischen Bühnenelementen entwirft Dawson auf Max Richters Komposition diesen Kreis als Metapher für das Aufbrechen, Erblühen, Verdorren und schließlich das Zerfallen des Lebens – bevor der Lauf der Jahreszeiten und des Daseins von Neuem beginnt. „Um dieser stimmungsvollen Produktion ihren letzten Schliff zu verleihen, ist es mir eine Ehre, David Dawson im Oktober wieder persönlich in Dresden begrüßen zu dürfen“, so Marcelo Gomes. „Darüber hinaus bietet das zweiteilige Programm „Ein Sommernachtstraum“ auch unseren neuen Company-Mitgliedern aus aller Welt die Möglichkeit, sich in breiterem Rahmen dem Dresdner Ballettpublikum vorzustellen. Und ich bin stolz, all diese wunderbaren, talentierten Tänzer*innen für das Semperoper Ballett gewonnen zu haben!“
Ein Sommernachtstraum
Ballettabend in zwei Teilen
Choreografien Frederick Ashton/David Dawson
URAUFFÜHRUNG am 10. März 2018
Frederick Ashton
The Dream
Musik Felix Mendelssohn Bartholdy „Ein Sommernachtstraum“, op.61
(arrangiert von David Lanchbery)
Uraufführung 1964 London
David Dawson
The Four Seasons
Musik Max Richter recomposed Vivaldi „The Four Seasons”
Uraufführung für das Semperoper Ballett 2018 Dresden
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Semperoper – Förderstiftung
https://www.semperoper.de/spielplan/stuecke/stid/sommernachtstraum/61044.html#a_30204